Vor dem ersten Schuss

Allgemeine Sicherheitshinweise

Eigentlich alles logisch und selbstverständlich aber trotzdem hier noch einmal das Wichtigste:

- Richten Sie den Bogen weder mit noch ohne Pfeil auf eine andere Person.
- Schießen Sie niemals, bevor nicht alle Personen vom Pfeilholen wieder zurück sind.
- Achten Sie darauf, dass sich alle Schützen auf der gleichen Schusslinie befinden.
- Begeben Sie sich niemals in die Schusslinie eines Schützen.
- Schießen Sie nie einen Pfeil ziellos in die Luft, da es unmöglich ist, zu ermessen, wo der Peil wieder aufkommt.
- Halten Sie sich niemals hinter einem Schützen auf, der gerade die Pfeile aus der Scheibe zieht.Verletzungsgefahr!

- Achten Sie darauf, dass die Pfeile nicht zu kurz sind und von der Pfeilauflage fallen. Verletzungsgefahr!
- Schießen Sie niemals mit beschädigtem Material.
- Tragen Sie anliegende Kleidung, damit die Sehne nicht hängen bleibt.
- Lassen Sie die Sehne des gespannten Bogens nie ohne Pfeil los, da hierdurch Bruchschäden am Material entstehen können.
- Kinder dürfen niemals ohne die Aufsicht der Erwachsenen schießen.

Grundlegendes über Recurve-Bögen

Auf diesem Bild können Sie einiges über den Recurvebogen erfahren.

Der Bogen setzt sich aus 3 Teilen zusammen (Ausnahmen siehe Langbogen) - den beiden Wurfarmen und dem Mittelteil (hier mit angebautem Visier und aufgeklebter Pfeilauflage).
Deutlich zu erkennen: Das Bogenfenster.
Es sorgt dafür, dass der Pfeil das Bogenmittelteil nicht so stark "umfliegen" muss. Gleichzeitig hat man durch das Bogenfenster den Blick frei auf das angebaute Visier.

Direkt darunter:
Der Griff - beim Rechtshandbogen für die linke Hand geformt; die rechte Hand hält die Sehne.

Der unten abgebildete Bereich ist der Recurve
(Rikörf gesprochen), also der Teil, der dem Bogen seinen Namen gegeben hat.
In diesen beiden nach vorne weisenden Biegungen wird beim Spannen des Bogens die meiste Energie gespeichert.
Dadurch kann trotz gleichem Auszugsgewicht gegenüber einem Langbogen dem Pfeil mehr Energie mitgegeben werden - er wird schneller, die Flugbahn wird gestreckter.

Recurvebögen werden nach Möglichkeit auf die Körpergröße und auf die Konstitution des Schützen angepasst gekauft.

Hier eine kleine Tabelle, die Ihnen einen Überblick verschaffen soll:

Körpergröße:

Bogenlänge in Zoll (")

unter 150 cm

54" = ca. 137 cm

150 - 165 cm

62" = ca. 158 cm

150 - 165 cm

64" = ca. 163 cm

160 - 185 cm

66" = ca. 168 cm

Das Spannen des Recurve-Bogens

Eigentlich ist es kein Problem, den Bogen zu spannen, ohne dass er einem um die Ohren fliegt!

Man muss nur wissen wie...

doch vorher:

Recurve-Bögen ohne Sehne haben die bauliche Angewohnheit, dass die Wurfarmspitzen nach VORNE zeigen! Über diese Erläuterung mag der normale Bogenschütze lächeln, aber nicht der Einsteiger, der zum ersten Mal die Einzelteile eines Bogens in Händen hält. (Ich spreche aus Erfahrung. Ich wurde des Öfteren danach gefragt.)
Links sehen Sie drei Montageschritte, die das veranschaulichen.

Und jetzt zum Spannen des Bogens...

1. Möglichkeit:

Die Durchschritt-Methode

Man hat das untere Ende des Bogens vor dem Fuß , der Bogen geht hinter dem Oberschenkel her, die Sehne davor.
Jetzt kann man mit enormer Hebelwirkung das obere Ende des Bogens zur Sehne hin ziehen, um sie einzuhängen.

Die große Gefahr dabei: der untere Wurfarm kann dabei verdreht werden, mit etwas Pech sogar der obere gleich mit.
Das hat eine direkte Wirkung auf das Schießverhalten des Bogens.
Verdrehte Wurfarme erkennen Sie daran, dass die Sehne nach jedem Schuss am Bogenende aus der Führung springt.

Um dem vorzubeugen sollten Sie beim Spannen beim (hier) linken Fuß die Ferse ein wenig anheben, und sorgfältig darauf achten, das die Wurfarme genau in Linie gebogen werden, und nicht verdreht werden.

2. Möglichkeit:

Die Spannschlaufe

Im Prinzip die gleiche Methode wie bei der Durchschritt-Methode, der untere Wurfarm liegt jedoch in einer Schlaufe, die am Fuß ist.

Bei diesem Verfahren wird das ungewollte Verdrehen des unteren Wurfarms deutlich verringert.

3. und beste Möglichkeit:

Das Spannen mit einer Spannschnur

Die Auflage wird auf den oberen Wurfarm gelegt, die Kappe auf das untere Wurfarmende gestülpt (nachdem die Sehne dort eingehängt wurde.

Auf die Spannschnur treten, und den Bogen nach oben ziehen.
Dadurch wird es möglich, das obere Ende der Sehne problemlos einzuhängen.

Diese Methode spannt die Wurfarme gleichmäßig, und ein verdrehen der Wurfarme ist nahezu unmöglich.
Leider ist diese Methode auch die langsamste, und deswegen nicht sehr beliebt.

Grundstellung

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich aufzustellen.

Hier soll aber nur die gebräuchlichste angesprochen werden.

Die Füße sollten etwas weiter auseinander stehen, als die Schulter breit ist. Der Fuß, der der  Zielscheibe am nächsten ist, steht ein wenig zurück, und bildet einen Winkel von ca. 45 Grad zur Schusslinie.

Wohlgemerkt: nur die Füße stehen so.

Die Schultern und die Hüfte stehen in einer Linie zur  Zielscheibe, das Körpergewicht ist gleichmäßig auf beide Beide verteilt. Die  Knie sind nicht durchgedrückt, sondern die Beine stehen locker und  unverkrampft.

Das ist zu Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig, jedoch hat man bei dieser Haltung einen sehr festen Halt, und das natürliche Wanken des Körpers wird auf ein Minimum reduziert. Gleichzeitig lassen sich die Kräfte der Schulter- und Rückenmuskulatur besser aktivieren, und in den Schuss einbringen.

Markieren Sie zu Anfang ruhig die Stellen auf dem Boden, damit Sie bei jedem Schuss wirklich immer wieder gleich stehen.

Das ist - wie bei jedem Schießsport - der erste Schritt zur Gleichmäßigkeit und Wiederholbarkeit der Schüsse.

An dieser Stelle nehmen Sie auch das erste mal "Blickkontakt" mit dem Ziel auf.

Anheben und Vorhalten

Kopf hoch!

Heben Sie den Kopf, und schauen Sie auf die Scheibenmitte. Nehmen Sie die Schulter zurück.

Heben Sie Pfeil und Bogen bis auf Schulterhöhe an. Der Zugarm ist ebenfalls in Schulterhöhe. Die Sehne spannt sich dadurch ein wenig.

Nutzen Sie diesen Moment für die Korrektur Ihres Ellenbogens am Bogenarm. Er muss aus dem Bewegungsgang der Sehne gedreht werden, sonst tut´s weh!

Jetzt schieben Sie den Bogen zum ersten mal zwischen Ihr Auge und das Ziel, und visieren das Ziel an.

Konzentrieren Sie sich auf das Ziel!

Wechseln Sie nicht zwischen Visier (oder Pfeilspitze) und der Zielscheibe hin und her!

Das kostet vie zu viel Konzentration.

Fokussieren Sie auf die Zielscheibe und schieben Sie das entsprechend verschwommen gesehene Visier (oder Pfeilspitze) dazwischen.

Die Sache mit dem Vorhalten funktioniert übrigens nur vernünftig auf Entfernungen bis ca. 18 Meter - aber weiter sollte bei Anfängern die Zielscheibe sowieso nicht stehen. Ich empfehle 10 Meter. Da ist das Treffen des Ziels schon schwierig genug.

Wenn diese Entfernungen Sie nicht mehr reizen, wird es sowieso Zeit, einmal unverbindlich in einem Bogensportverein vorbeizuschauen.

Spannen des Bogens und ankern

Standardmäßig wird der Bogen mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger gespannt, wobei der Zeigefinger oberhalb der Pfeilnocke, und die beiden anderen Finger unterhalb liegen. Die Sehne liegt genau im ersten Gelenk von Zeige- und Ringfinger, und ein Bisschen weiter beim Mittelfinger.
Die ganze Zughand sollte dabei entspannt sein, mit Ausnahme dieser 3 Gelenke - also ruhig noch ein wenig entspannter, als mein Neffe Andre dies unten demonstriert.

Was bedeutet überhaupt ankern?

Nun, bei einem Gewehr oder einer Armbrust schießt man über Kime und Korn.
Das Korn ist ja wohl da, aber Kimme gibt es hier nicht!

Um trotzdem konstant zielen zu können, muss die Pfeilnocke stets den gleichen Abstand zum Auge haben. Dafür ankert man entweder die Hand unter dem Kinn, oder man berührt mit der Spitze des Zeigefingers den Mundwinkel.

Beim seitlichen Ankern am Mundwinkel ist der Ankerpunkt erreicht, sobald der Zeigefinger den Mundwinkel leicht berührt. Der Daumen wird hinter den Kieferknochen geschoben.

Beim Ankern unter dem Kinn ist der Ankerpunkt erreicht, sobald die Sehne die Mitte des Kinns und die Mitte der Nase berührt. Ist dieser Punkt erreicht, werden die Zugfinger unter das Kinn gepresst, damit ein gleich bleibender Abstand zum Auge gewährleistet ist.

Dies ist auch die gebräuchlichste Methode.

Die Muskeln der Schulter und des Rückens sind jetzt spürbar angespannt - sie halten den Bogen auf Spannung, nicht die Muskeln des Zugarmes!

Die Schulterblätter sind zusammengezogen.

Der Zugarm bildet in der Höhe eine Linie mit dem Bogenarm.

In dieser Haltestellung bleibt ein geübter Bogenschütze übrigens rund 8 - 10 Sekunden, bis er den Bogen nach dem Schuss herunternimmt. Wenn Sie sich einen zu starken Bogen ausgesucht haben, dann merken Sie das an dieser Stelle - Sie fangen an zu zittern...

Zielen, Schießen, Nachhalten

Nur der Form halber: es heißt eigentlich nicht Schießen, sondern Lösen oder Auslassen...

Benutzen Sie ein Visier, so bringen Sie das Visierkorn zwischen Ihr Auge und dem Gold der Zielscheibe (rote Linie).

Benutzen Sie kein Visier, so zielen Sie mit der Spitze des Pfeils bei 10 Meter Entfernung auf einen Punkt, ungefähr 45 cm unterhalb der Zielscheibe (blaue Linie).

Sie schauen übrigens "durch die Sehne hindurch". Sie ist nicht mehr, als nur ein Schatten D. h.,
Sie sehen die Sehne verschwommen direkt vor Ihrem Auge, und Sie schauen so zu sagen links und rechts an Ihr drum herum.
Das Visier ist nur unscharf zu erkennen, und das soll es auch - die Zielscheibe muss scharf zu sehen sein!

Konzentrieren Sie Ihren Blick auf die Zielscheibe, und bringen Sie das Visier in die Mitte der Zielscheibe.

Halten Sie sie Spannung der Rückenmuskulatur aufrecht!

Halten Sie diese Position für das Feinzielen drei bis vier Sekunden konstant und sicher bei.

Jetzt erst wird gelöst, indem man die Finger so zu sagen um die Sehne wegzieht.

Sie ziehen Die Schulterblätter ein wenig zusammen, und gleichzeitig nehmen Sie die Spannung aus den Zugfingern.

Dadurch bewegt sich die Hand ein wenig nach hinten, während die Finger die Sehne loslassen - die Sehne läuft glatt aus den Fingern.

Auf diese Art wird den seitliche Sehnenreflex auf ein Minimum reduziert.

wichtig! Nachhalten!

Bleiben Sie in dieser Position, bis Sie den Pfeilaufschlag hören.
Beobachten Sie weiterhin die Zielscheibe!

Den fliegenden Pfeil können Sie übrigens nicht sehen, wenn Sie alles richtig gemacht haben - er wird während des Fluges durch den Bogen verdeckt.

Gehen Sie während des Pfeilfluges geistig noch einmal den kompletten Ablauf durch, und analysieren Sie Ihn auf Fehler. Dadurch werden Sie schnell sicherer mit dem Bogen.

Erst jetzt ist der Schuss beendet, Sie können den Bogen herunternehmen

Der Nockpunkt

Man nockt den Pfeil mit seiner Nocke unter dem Nockpunkt genau auf dem Aufnockpunkt auf!
Alles klar?

die folgende Zeichnung wird ein wenig Licht in die Sache bringen:

Wie zu sehen ist, liegt der Aufnockpunkt - also der Punkt, an dem der Pfeil auf die Sehne genockt wird - nicht im rechten Winkel zur Sehne. Man spricht hier von der Nockpunktüberhöhung.

Die Unterseite des Pfeilnocks liegt dabei ca. 3 mm höher als der rechte Winkel.

Man kann auch 2 Nockpunkte anbringen, die den Pfeil praktisch umfassen. Lassen Sie dabei aber genug Platz für dem Pfeil - er soll sich schließlich im gespannten zustand nicht festklemmen!

Als Nockpunkt kann man natürlich am Besten die üblichen Messing-Nockpunkte nehmen. Mehrfach gewickeltes Garn, mit Klebstoff befestigt, geht aber auch. Hauptsache, man erkennt ihn deutlich.

Auf dieser Zeichnung ist auch deutlich der Pfeil zu erkennen: die anders eingefärbt Feder, die im rechten Winkel am Pfeil befestigt ist, muss UNBEDINGT nach Außen zeigen. Sonst bleibt die Feder im Bogenfenster hängen, und nimmt Schaden.